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dc.contributor.authorEggen, Renate W. Banschbachnb_NO
dc.date.accessioned2014-12-19T11:17:37Z
dc.date.available2014-12-19T11:17:37Z
dc.date.created2006-01-27nb_NO
dc.date.issued2006nb_NO
dc.identifier125993nb_NO
dc.identifier.isbn82-471-7740-4, h.nb_NO
dc.identifier.urihttp://hdl.handle.net/11250/229010
dc.description.abstractIn den letzten hundert Jahren ist von Gleichnisauslegern viel Energie darauf verwendet worden, in ihrem eigenen Vorgehen und in ihren Darstellungen all das abzuschwächen oder zu verleugnen, was nach Allegorisierung aussehen könnte. Einen Rückfall in die Allegorese der Kirchenväter will sich verständlicherweise niemand nachsagen lassen. Auf diese Weise hat A.Jülicher durch sein Allegorisierungsverbot der Gleichnisauslegung eine Zwangsjacke angelegt, deren Wirkung im Grunde immer noch anhält. Das Erstaunliche daran ist, daß diese Zwangsjacke aus einem Stoff gemacht ist, der einer Zerreißprobe eigentlich gar nicht standhält. Der Gegensatz zwischen Allegorie und Gleichnis, auf dem das Allegorisierungsverbot gründet, ist eine Konstruktion A.Jülichers, die sich bei genauerem Hinsehen als unhaltbar erweist. An zentralen Stellen in A.Jülichers Argumentation finden sich Schwächen und Widersprüche, die seinem Allegoriebegriff die Grundlage entziehen. Dagegen läßt sich auch nicht die Tatsache ins Feld führen, daß der Allegoriebegriff in der Gleichnisforschung bis heute überlebt hat. Denn, wie ich im ersten Teil meiner Arbeit zu zeigen versuchte, wurde der Allegoriebegriff nach A.Jülicher gar nicht mehr in seinem Sinne gebraucht. Vielmehr haben die einzelnen Gleichnisforscher den Allegoriebegriff ihren eigenen Zwecken entsprechend verändert und ihn dadurch teilweise sogar in Gegenteilverkehrt. Die Konsequenzen von A.Jülichers Allegorisierungsverbot sind weit schwerwiegender als es auf den ersten Blick scheinen mag. Sie beschränken sich nicht darauf, daß den Gleichnisauslegern Begrenzungen auferlegt wurden, die sich im Nachhinein als unbegründet erweisen. Durch das Allegorisierungsverbot wurde vor allem auch ein zentraler Teil des Auslegungsprozesses der Aufmerksamkeit der Gleichnisforschung entzogen. Anhand einer Analyse zahlreicher, existierender Gleichnisauslegungen habe ich versucht nachzuweisen, daß diejenigen Schritte, die A.Jülicher in seiner Theorie der allegorisierenden Auslegungsweise zuordnete, in der Praxis ein natürlicher und notwendiger Teil von Gleichnisauslegungen sind. Sie sind immer dann unentbehrlich, wenn einem Gleichnis eine konkrete Botschaft entnommen werden soll, und gleichzeitig die in den Evangelien dazu vorgegebene Anwendung, Situation oder Problemstellung aufgrund 344 ihres sekundären Charakters außer Acht gelassen werden soll. Die Schritte, die A.Jülicher der allegorisierenden Auslegungsweise zuordnete, sind immer dann notwendig, wenn ein Ausleger die Sache eines Gleichnisses selbst erschließt bzw. den Sachtext selbst erstellt. Weil diese Schritte aber seit A.Jülicher als Rückfall in die Allegorese der Kirchenväter gelten, wollen Ausleger und Gleichnisforscher offensichtlich nicht wahrhaben, daß sie in ihrem eigenen Vorgehen vorkommen. Daß die meisten Gleichnisforscher ihre Augen bis heute vor diesem Teil des Auslegungsprozesses verschließen konnten, liegt noch in einem anderen zentralen Punkt von A.Jülichers Gleichnistheorie begründet: Der von ihm abgelehnten allegorisierenden Auslegungsweise stellte A.Jülicher das Finden der Pointe als richtige Auslegungsweise gegenüber. Bei der Auslegung eines Gleichnisses kommt es ihm zufolge alleine darauf an, „[...] den Punkt zu suchen, in dem die beiden Sätze koinzidieren, oder das Dritte zu bemerken, das in beiden gleich resp. ähnlich ist“. Um die gefundene Pointe anderen mitteilen zu können, muss ein Ausleger sie als kurzen Text formulieren und in einer solchen Formulierung verbirgt sich dann in der Regel die Erstellung des Sachtextes. Wenn A.Jülicher zum Beispiel feststellt, daß es im Gleichnis vom verlorenen Schaf darum gehe, „Gottes Liebe zu jedem einzelnen Sünder zu illustrieren wie sie in der unermüdlichen Sorgfalt auch seines Suchens und in seiner grenzenlosen Freude beim Finden zum Ausdruck kommt, [...]“ dann hat er damit nicht nur die Pointe des Gleichnisses formuliert, sondern gleichzeitig auch einen Sachtext erstellt. Denn wie kann er anders zu seiner Aussage gelangt sein, als dadurch, daß er sowohl die Relationen des Suchens und Findens und die Relation des Freuens vom Bildtext in den Sachtext übernommen hat als auch Gott an die Stelle des Hirten und den einzelnen Sünder an die Stelle des verlorenen Schafes gesetzt hat? Als Formulierung der Pointe verkleidet, fällt der Prozeß der Sachtexterstellung nicht besonders ins Auge. Wer von vornherein gar nicht wahrhaben will, daß die betreffenden Schritte vollzogen werden, dem fällt es auch nicht schwer, die Augen davor zu verschließen. Das hat meines Erachtens wesentlich dazu beigetragen, daß gerade derjenige Teil des Auslegungsprozesses in der Gleichnisforschung außer Acht gelassen wurde, der ihre Aufmerksamkeit besonders nötig hätte. Am Beispiel einer Reihe von Auslegungen zu Mk 4,26-29 habe ich zu zeigen versucht, daß in ebendiesem Teil des Auslegungsprozesses von den Auslegern Entscheidungen getroffen werden, in denen ihr Vorwissen und ihre eigenen Vorstellungen in die Auslegung einfließen und das Auslegungsresultat wesentlich beeinflussen können. Solange diese Schritte nicht als natürlicher und notwendiger Teil von Gleichnisauslegungen anerkannt sind, werden sie auch kaum zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen gemacht. Aus diesem Grund wurde in der Gleichnisforschung bisher – bis auf wenige Ausnahmen – weder diesem subjektiven Einfluß der Ausleger im einzelnen nachgegangen, noch die Angemessenheit einzelner Auslegungen auf diesen Punkt hin kritisch hinterfragt. Auf diese Weise hat A.Jülichers “Kampf gegen die allegorisierende Auslegung von Jesu-‚Parabeln’“, der gerade dazu dienen sollte, die Gleichnisse Jesu von der subjektiven Einwirkung durch die Evangelisten zu befreien, dazu beigetragen der subjektiven Einwirkung späterer Ausleger den Weg zu ebnen. Es ist meines Erachtens an der Zeit, daß in der Gleichnisforschung ein Schlußstrich unter das Allegorisierungsverbot gezogen wird, und sich die Aufmerksamkeit der Gleichnisforschung statt dessen stärker den Fragestellungen zuwendet, die sich ergeben wenn die Sachtexterstellung als natürlicher Teil des Auslegungsprozesses anerkannt wird. Hier gibt es einiges nachzuholen.nb_NO
dc.languagegernb_NO
dc.publisherDet historisk-filosofiske fakultetnb_NO
dc.relation.ispartofseriesDoktoravhandlinger ved NTNU, 1503-8181; 2006:2nb_NO
dc.subjectJülicherno_NO
dc.subjectAdolf | Lignelse | Allegori | Eksegese | Kristen teologi | Doktoravhandlingno_NO
dc.titleGleichnis und Allegorie : zur Kritik der Gleichnisauslegung seit Adolf Jülichernb_NO
dc.typeDoctoral thesisnb_NO
dc.source.pagenumber352nb_NO
dc.contributor.departmentNorges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Det humanistiske fakultet, Institutt for arkeologi og religionsvitenskapnb_NO


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